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Die Zentralseele der Bildenden Kunst

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Die Zentralseele der Bildenden Kunst

div. Materialien auf Leinwand 160 x 120 cm

Die Zentralseele der Bildenden Kunst

"Hand aufs Herz! - Und nicht gelogen! - Wir malen doch immer alle dasselbe!", rief die Zentralseele der Bildenden Kunst, und sie fuhr fort:
"Wenn selbst Leo Castelli* sagt, Künstler seien 'Helden der Mystik' und der Horizont des Meeres nachweislich keine Horizontale, sondern eine gekrümmte Linie, so sollte es uns doch leicht fallen, die Wahrnehmung durch die begrenzten Sinne dem äußeren Bilde zu entziehen, indem man dieses seinem wahren Sinn zuführt:
Tür in die außersinnliche Wahrnehmung zu sein, die einen größeren Wirklichkeitsgrad besitzt, als die der hartnäckig und jeden Tag wieder vorhandenen und bis zur Einfältigkeit stabilen physischen Lebenswelt, in der ein Bild, das ich heute an die Wand nagele, morgen ebendort an derselben Stelle hängt, wenn es nicht heruntergefallen ist oder verkauft wurde, unverändert, katastrophal stabil vorhanden, wie ein Wegweiser für einfältige Geister, die einen solchen benötigen, um sich in dieser doch leicht zu verstehenden und überschaubaren Welt der immer gleichen Erscheinungen zurechtzufinden."
So sprach die Zentralseele der bildenden Kunst.
"Da lobe ich mir den Film", sprach sie weiter. Und nach einer Pause: "Wenn er gut ist und über das Sichtbare hinausweist. - Aber macht doch mal die Probe aufs Exempel und haltet einen Film an einer Stelle an, wo man sich beim besten Willen den Fortgang der Handlung nicht vorstellen kann, zum Beispiel an so einer Stelle, wo ganz allein und nichts weiter als das unendlich weite und unermesslich große Meer zu sehen ist. - Tanzen da nicht spätestens nach zehn Minuten schöne Nixen auf den Wellen herum? Taucht da nicht irgendwo und -wann eine Insel aus dem unergründlichen Meere auf? - Bevölkert mit nackten Mönchen, deren Blöße allein von ihren langen weißen Bärten bedeckt ist und die zu den anmutigen Bewegungen der schönen Fischfrauen gregorianische Choräle singen? Vielleicht erscheint dem einen oder anderen auch nur ein Öltanker am Horizont. Aber immerhin besser, als wenn ihm gar nichts erschiene.
Ihr seid, was erscheint! Nicht mehr und nicht weniger! Und so geht das bei jedem Bilde", sagte die Zentralseele der Bildenden Kunst, und weiter sprach sie:
"Mir erschien z.B. beim Anblick des Magritte'schen Bildes dessen wahrer Inhalt.
Wie sollte es auch anders sein, denn ich bin ja die Zentralseele der Bildenden Kunst. Es erschien: Das Meer. - Das Meer. - Das Meer. - Das Meer. - Das Meer.
- Das Meer. - Und es hätte so weitergehen können, bis in alle Unendlichkeit.

Einmal nur bin ich ausgerutscht, da lag plötzlich eine Muschel am Strand. Und ganz am Anfang bin ich sogar gestolpert: da habe ich neben der rollenden oder nicht rollenden Kugel einen fallenden oder schon gefallenen Würfel gesehen!
Aber ansonsten war ich bei mir zu Hause: in der stillen, unendlichen Vorhandenheit, die keines Beweises bedarf, weil sie sich in sich selbst beweist, und die ebenso unverrückbar ist wie die Ewigkeit selbst und deren höchste Eigenschaft die Eigenschaftslosigkeit ist und die - nun höret, ihr Lieben - dennoch unendlich viele Vorstellungen in sich birgt und diese nach Belieben in Erscheinung treten oder wieder verschwinden lassen kann. Toll! - Was?

Also, Hand aufs Herz und nicht gelogen! - Wir malen immer alle dasselbe!"
So sprach die Zentralseele der Bildenden Kunst und lächelte in die Herzen ihrer Betrachter.

* Leo Castelli war ein einflussreicher US-amerikanischer Kunsthändler, Kunstsammler und Galerist

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